Nach der Niederlage im Viertelfinale blickt Laura Siegemund im Gespräch mit SWR Sport zurück – auf einzigartige Tennistage in Wimbledon. Die 37-Jährige aus Metzingen analysiert und freut sich.
Laura Siegemund hat in Wimbledon 2025 eine sportliche Höchstleistung nach der anderen präsentiert – und die Tenniswelt beeindruckt. Im Alter von 37 Jahren erreichte die Profispielerin aus dem schwäbischen Metzingen das Viertelfinale des berühmtesten Tennisturniers der Welt – ein Erfolg, der sie nicht nur in die Schlagzeilen brachte, sondern ihr auch den Respekt der Gegnerinnen und des Publikums garantierte. Doch die Perfektionistin blickt auf ihr Turnier mit gemischten Gefühlen zurück.
Siegemund: „Von oben sieht der Platz anders aus“
„Ich bin natürlich super stolz auf das, was ich gespielt habe“, sagte Siegemund im Interview mit SWR Sport. „Ich habe wirklich jedes Match extrem gut gespielt, die Taktik, die ich mir vorgenommen habe, mehr oder weniger fehlerfrei ausgeführt.“ Doch als sie das entscheidende Viertelfinale gegen Aryna Sabalenka verlor, begann die Analyse. „Im letzten Match habe ich in einfacheren Situationen Fehler gemacht und das wurmt mich tatsächlich noch ein bisschen“, gestand Siegemund auch noch Tage nach ihrem Wimbledon-Aus
Doch Siegemund wäre nicht Siegemund, wenn sie sich nicht direkt nach dem Match auf Fehlersuche begeben hätte: „Es ist noch mal ganz anders, wenn man den Platz von oben sieht. Da sehe ich Dinge, die ich besser hätte machen können. Wenn ich die besser gemacht hätte, dann hätte ich mir vielleicht eine andere Ausgangsposition verschafft.“
„Man muss dann die Fähigkeit haben, stolz zu sein“
Im dritten und entscheidenden Satz führte Siegemund deutlich, der Sieg war greifbar. Doch gerade in einem dieser entscheidenden Momenten, wie beim Stand von 4:1 im dritten Satz, sei sie nicht konsequent genug gewesen. „Ich weiß, dass ich diese Situationen besser spielen kann.“ Doch trotz aller Selbstkritik versucht Siegemund heute, die positiven Seiten ihres Wimbledon-Auftritts zu sehen. „Irgendwann ist jede schöne Reise zu Ende. Man muss dann auch die Fähigkeit haben, stolz auf das zu sein, was man erreicht hat.“
Die Deutsche, die sich durch ihre mentale Stärke und ihren unbedingten Willen auszeichnet, kämpft oft mit ihrem Hang zur Perfektion. „Ich habe diesen Hang zum ‚Was wäre noch besser gegangen?‘, aber manchmal muss man das einfach abstellen.“
Siegemund: „Unglaublich, wie der Sport die Leute berührt“
Neben ihrem sportlichen Erfolg bewegt die 37-Jährige vor allem die Unterstützung ihrer Fans. „Es ist total schön, wie viele Leute mitgefiebert haben. Manche haben sogar Nachtschichten eingelegt oder sind einen Tag früher aus dem Urlaub zurückgekommen, um meine Matches zu sehen.“ Diese Rückmeldungen berühren sie tief: „Das ist das, was ich auf dem Platz oft ausschalte – aber im Rückblick ist es unglaublich, wie der Sport die Leute berührt.“
Rückblick auf das letzte Spiel – ein historischer Erfolg
Im Viertelfinale traf Siegemund auf die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka. Mit ihrem variablen Spielstil hatte sie die Belarussin an den Rand einer Niederlage gebracht. Den ersten Satz sicherte sich Siegemund mit 6:4. Doch Sabalenka kämpfte sich zurück, gewann den zweiten Satz und setzte sich schließlich im dritten Durchgang mit 6:4 durch.
Trotz der Niederlage ist das Viertelfinale von Siegemund ein historisches: Mit 37 Jahren ist sie die älteste Spielerin der sogenannten Open Era, die in Wimbledon erstmals das Viertelfinale erreichte. Auch Tennis-Legende Boris Becker lobte sie: „Laura hat Geschichte geschrieben.“ Mit umgerechnet 460.000 Euro Preisgeld und 430 Weltranglistenpunkten kann Laura Siegemund ihre Saison entspannt fortsetzen. Der Fokus liegt nun auf den kommenden Turnieren in Kanada und den USA.