Inhalt / Kritik
Für Estelle (Diane Kruger) könnte es besser nicht laufen. Als Pilotin einer großen europäischen Airline hat sie beruflich ausgesorgt. Privat ist sie glücklich mit dem Arzt Guillaume (Matthieu Kassovitz) verheiratet, die beiden denken inzwischen über Nachwuchs nach. Gemeinsam leben sie in einem luxuriösen Haus an der französischen Riviera und genießen dort das Leben. Diese Idylle wird jedoch empfindlich gestört, als eines Tages Estelles alte Freundin Ana (Marta Nieto) vor ihr steht. Die beiden verbindet eine ebenso leidenschaftliche wie schmerzhafte Vergangenheit. Es dauert dann auch nicht lange, bis alte Gefühle wieder hochkommen und die zwei eine stürmische Affäre beginnen – und bis die heile Fassade von Estelle zu bröckeln beginnt …
Kein Geheimtipp
Manchmal hat man schon beim Titel eines Films das Gefühl, dass das nichts wird. So auch bei Visions – Tödliches Verlangen. Das klingt schon so nach billigem Groschenroman. Zugegeben, der deutsche Untertitel ist auf dem Mist hiesiger Marketingteams gewachsen, weshalb man ihn kaum den Leuten hinter dem Film zum Vorwurf machen kann. Dummerweise ist der Titel aber nicht einmal schlecht gewählt, da der Mysterythriller tatsächlich mäßig geworden ist. Kein Wunder, dass er in Frankreich seinerzeit ziemlich untergegangen ist, bei uns wurde er eher versteckt fürs Heimkino veröffentlicht. Und auch wenn das Werk 2023 auf mehreren renommierten Festivals lief, nahm man dort doch wenig Notiz davon.
Dabei sind doch einige Namen mit Visions – Tödliches Verlangen verbunden, die einen aufhorchen lassen. Sicher, Diane Kruger hat in den letzten Jahren bei der Auswahl ihrer Rollen zuweilen kein besonders gutes Händchen bewiesen. Mathieu Kassovitz als ihr Film-Ehemann und Amira Casar in der Rolle der Nachbarin sind aber durchaus verlässlich. Außerdem handelt es sich um ein Werk von Regisseur und Co-Autor Yann Gozlan. Der hat zuvor schon mehrfach sein Talent bei Genretiteln unter Beweis gestellt: Sein Burn Out (2017) war ein solider Actionthriller über einen Rennfahrer, der zum Drogenkurier wird, um seiner Freundin aus der Patsche zu helfen. Black Box – Gefährliche Wahrheit (2021) war zwar etwas over the top, insgesamt aber doch ein spannender Paranoiathriller über einen Mann, der die Wahrheit über einen Flugzeugabsturz herauszufinden versucht.
Hübsch verpackter Murks
Bei Visions – Tödliches Verlangen gibt es ebenfalls das Spiel mit der Wahrheit und diverse Paranoiaelemente. Anfangs meint man zwar, dass es sich hierbei um einen dieser Thriller handelt, bei denen eine Affäre für Chaos sorgt und seelische Abgründe enthüllt, siehe etwa Eine verhängnisvolle Affäre (1987). Die eigentliche Geschichte beginnt aber erst, als – Vorsicht Spoiler – Ana spurlos verschwindet und Estelle nach dieser sucht. An dieser Stelle kommen dann auch die titelgebenden Visionen ins Spiel, wenn die Pilotin etwas sieht, bei dem unklar ist, ob es sich um Erinnerungen, Vorahnungen oder Tagträume handelt. Grundsätzlich darf das Publikum an der Stelle schon gespannt sein, worauf das hinausläuft bzw. was genau vorgefallen ist, auch weil die Geschichte im weiteren Verlauf immer verworrener wird.
Was sich im Prinzip gut anhört, ist in der Ausführung jedoch lausig. Ein großes Problem sind die Dialoge, die zumindest in der deutschen Fassung derart furchtbar sind, dass der Film allenfalls noch als Parodie durchginge. Die Erotikszenen, die wohl für Kribbeln sorgen sollten, sind eher billig geworden. Und auch die Geschichte an sich überzeugt nicht, schwankt zwischen üblen Klischees und völligem Blödsinn. Klar, die Auflösung wird manche überraschen. Das macht sie aber nicht überzeugend: Wie gleich vier Leute an diesem Drehbuch arbeiten konnten und dann nur ein solcher Murks herauskommt, muss man nicht verstehen. Immerhin, die Optik von Visions – Tödliches Verlangen ist ganz nett geworden. Ansonsten ist der Film leider Verschwendung von Zeit und Talent.
Credits
OT: „Visions“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Yann Gozlan
Drehbuch: Michel Fessler, Aurélie Valat, Jean-Baptiste Delafon, Yann Gozlan
Musik: Philippe Rombi
Kamera: Antoine Sanier
Besetzung: Diane Kruger, Mathieu Kassovitz, Marta Nieto, Amira Casar, Grégory Fitoussi, Élodie Navarre
Kaufen / Streamen
Amazon (DVD „Visions – Tödliches Verlangen“)
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.