Russlands Verkehrsminister kurz nach Entlassung tot aufgefunden

Stand: 07.07.2025 18:48 Uhr

Erst vermelden Russlands Behörden die Entlassung von Verkehrsminister Starowoit, nur wenig später dann, dass er tot ist. Die Umstände seines Todes sind unklar – ebenso wie der Grund, warum Kremlchef Putin ihn entlassen hat.

Der gerade erst von Kremlchef Wladimir Putin entlassene Verkehrsminister Roman Starowoit ist Moskauer Behördenangaben zufolge tot mit einer Schusswunde in einem Auto gefunden worden. Das teilte das zentrale Ermittlungskomitee in Moskau mit. Einen genauen Todeszeitpunkt nannten die Behörden nicht.

„Die Umstände des Vorfalls werden derzeit ermittelt. Die Hauptversion ist Suizid“, sagte die Sprecherin der Ermittlungsbehörde, Swetlana Petrenko.

Keine Begründung für Entlassung

Zuvor hatten russische Medien berichtet, dass sich der 53-jährige Politiker an seinem Wohnort Odinzowo im Moskauer Gebiet erschossen haben soll. Neben ihm soll eine Pistole gelegen haben. Auch gibt es Berichte, dass sich Starowoit bereits am Wochenende das Leben genommen haben soll, als er noch im Amt war. Kommentatoren in politischen Telegram-Kanälen spekulierten, dass Starowoit im Zuge von Machtspielen auch erschossen oder zum Selbstmord gedrängt worden sein könnte.

Neben den genauen Umständen seines Todes sind auch die Gründe für seine Entlassung als Minister unklar. Der heute in Moskau veröffentlichte Erlass zur Entlassung durch Putin enthält keine Begründung, warum der erst vor gut einem Jahr beförderte Politiker seinen Posten schon wieder räumen musste.

Starowoit war im Mai vergangenen Jahres zum Verkehrsminister ernannt worden. Zuvor war der Politiker der Kremlpartei Geeintes Russland von 2019 bis 2024 Gouverneur der Region Kursk, die an die Ukraine grenzt.

In Skandal um fehlenden Grenzschutz in Kursk verwickelt?

Laut russischen Medien hätten Starowoit möglicherweise Versäumnisse aus seiner Zeit als Gouverneur von Kursk angelastet werden können. Ukrainische Truppen waren im August 2024 über 30 Kilometer auf russisches Gebiet vorgedrungen und hatten in der Region Kursk Dutzende Ortschaften eingenommen. Dass die Ukraine dort scheinbar ohne Probleme einmarschieren konnten, hatte russlandweit Entsetzen und kritische Fragen ausgelöst. 

Angeblich wurden in Kursk an der Grenze zur Ukraine schon ab 2022, kurz nach Beginn des von Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine, Befestigungslinien gebaut. Als Gouverneur hatte Starowoit bereits deren Fertigstellung gemeldet. 

Allerdings musste Starowoits Nachfolger als Gouverneur, Alexej Smirnow, nach dem Eindringen ukrainischer Truppen in das Gebiet, zurücktreten. Später wurde Smirnow wegen angeblichen Betrugs festgenommen. Bei dem Verfahren geht es darum, dass Gelder für den Bau der Befestigungsanlagen an der Grenze zur Ukraine nicht entsprechend ausgegeben worden sein sollen. 

Von Ermittlungen gegen Starowoit in dem Zusammenhang ist zwar nichts bekannt. Allerdings berichteten Medien in Moskau, dass auch Starowoit ins Visier der Fahnder geraten sein könnte. Demnach hätten ihm bei einer Verurteilung wegen Veruntreuung von Geldern beim Bau der Grenzschutzanlagen bis zu 20 Jahre Haft drohen können.

Spekulationen über Chaos an Flughäfen als Grund

Russische Kommentatoren nannten als möglichen Grund für die Entlassung Starowoits als Verkehrsminister auch das Chaos auf den russischen Flughäfen. Wegen der häufigen ukrainischen Drohnenangriffe fallen mitten in den Ferien Hunderte Flüge aus. Die ukrainische Armee führt die Drohnenangriffe als Reaktion auf die groß angelegte russische Offensive in der Ukraine aus.

Passagiere sitzen bisweilen zu Tausenden auf den Flughäfen fest, weil keine Starts und Landungen möglich sind. Die russische Zeitung Kommersant berichtete heute von hohen finanziellen Verlusten in der Luftfahrtbranche.

Zum geschäftsführenden Verkehrsminister wurde nun Andrej Nikitin ernannt, der bisher Starowoits Stellvertreter war. „Ich werde mich zunächst um die Situation an den Flughäfen kümmern“, sagte Nikitin nach seiner Ernennung einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge.

Mit Informationen von Frank Aischmann, ARD Moskau, zzt. Tiflis.

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