Diskussionen zu Eintracht Frankfurt: Was bringt der Ekitike-Deal? Kommt McAtee? Fünf Fragen, drei Meinungen | hessenschau.de

Wieder könnte ein Star die Eintracht verlassen – oder sollte Hugo Ekitiké unbedingt gehalten werden? Was läuft da mit Markus Krösche und den Bayern? Und was soll man zum neuen Trikot sagen? Der hr-sport diskutiert.

Ron Ulrich: Ich muss ehrlich zugeben, dass ich die 100 Millionen Euro als Preisschild für Ekitiké immer als übertrieben angesehen habe. Er verfügt über unglaubliche Anlagen und eine feine Technik, doch zu oft finde ich seine Entscheidungsfindung ausbaufähig, um ihn in diese Kategorie einzuordnen. Aber Mondpreise sind im heutigen Fußball die Regel, die Eintracht scheint nacheinander die Geldgeber aus Katar (Paris), Abu Dhabi (Manchester) und Saudi-Arabien (Newcastle) zu schröpfen. Noch mehr als die Frankfurter hat nur die Ex-Frau von Jeff Bezos Reiche ausgenommen. Von daher: Für diese Ablöse – und auf um die 90 Millionen dürfte es hinauslaufen – muss der Klub Ekitiké gehen lassen. Es gäbe dabei nur Gewinner: Ich habe Newcastle live im Ligapokalfinale gesehen, wie sie Liverpool dominiert haben – wenn sie jetzt noch die Doppelspitze Ekitiké-Alexander-Isak vereinen, greifen sie oben an. Und die Eintracht kann für einen exzellenten Spieler gleich mehrere Topleute verpflichten. Aber dazu kommen wir ja noch…

Daniel Schmitt: Ziehen lassen, das steht für mich außer Frage. Hugomar ist bald endgültig Geschichte. Ist zwar bitter, aber nicht mal mehr traurig. So ist das Geschäft, das kennt man, da ist man abgehärtet. Was will die kleine Eintracht auch ausrichten gegen einen ganzen Staat, äh Newcastle. Aufstrebender Klub, viel zu viele Kohle, Stammplatzgarantie. Oder er geht halt doch nach Liverpool, auch wurscht.

Gerald Schäfer: Dass Ekitiké die Eintracht eher früher als später wieder verlassen wird, das konnte man doch schon im Sommer 2024 erahnen. Und wie sagt Sportvorstand Markus Krösche immer so fußball-unromantisch, aber realistisch: Wenn ein Spieler schneller wächst als der Verein…. So ist das eben im heutigen, schnelllebigen Geschäft. Ach guck, jetzt höre ich mich schon an wie Daniel. Ob Ekitiké nun 100 Millionen Euro wert ist oder doch „nur“ 85 ist für mich fast zweitrangig. Die Eintracht wird schon einen guten Abschluss hinbekommen. Und dann dreht sich das Hamsterrad weiter.

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Falls Ekitiké geht, braucht es Ersatz im Sturm?

Daniel Schmitt: Der 1A-Nachfolger ist mit Jonny-ich-hab‘-schon-als-Kind-in-SGE-Bettwäsche-gepennt-Burkardt ja längst verpflichtet. Der hat vielleicht nicht das gleiche Potenzial, sehr wohl aber große Qualität. Außerdem scheint er mir einer zu sein, der gerne länger bleiben will. Das wird der Eintracht sicher guttun. Über die 1B-Lösung kann ich nicht viel sagen, außer dass ich einen weiteren Angreifer für sinnvoll halte und den Markt für tiefgehende Einschätzungen ehrlicherweise nicht gut genug kenne. Der als Favorit gehandelte Franjo Ivanovic (Royale Saint-Gilloise) klingt für mich logisch. Jung, treffsicher, nicht zu teuer, zudem aus einer kleineren Nachbarliga. Wäre ein typischer Markus-Krösche-Move.

Gerald Schäfer: Geld in den Sturm hat die Eintracht zuletzt eigentlich genug investiert. Vergessen wir mal nicht Elye Wahi, der noch für ein paar Millionen Euro Tore schießen muss. Kurz und knapp gesagt: Wenn ein Schnäppchen-Talent auf dem Markt ist, dann gerne zugreifen. Wenn nicht, dann eben nicht.

Ron Ulrich: Es ist eine Frage des Systems. Bei einem echten Mittelstürmer mit Burkardt als Nummer eins plus Wahi und Michy Batshuayi dahinter ist die Position üppig besetzt. Allerdings brauchten oder brauchen die beiden Letztgenannten noch Anlaufzeit und bei Burkardt bleiben Fragezeichen aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit. Bevor aber die Ekitiké-Millionen für eine neue Nummer neun verpulvert würden (die auch gar nicht so einfach zu bekommen wäre), böten sich zunächst Investitionen bei Ritsu Doan, James McAtee oder einem erfahrenen Sechser an. Die Eintracht ist auch nach dem Geldregen von Randal Kolo Muani oder Omar Marmoush gut damit gefahren, nicht im Stile der „rich kids“ durch Monaco zu brausen, sondern ein paar Scheine im Kopfkissen oder Stützstrumpf von Oliver Frankenbach respektive Julien Zamberk zu verstecken. Der nächste harte Winter ohne 100-Millionen-Euro-Einnahmen kommt bestimmt.

Wäre James McAtee der richtige Transfer?

Gerald Schäfer: Ich tue mich ehrlich gesagt etwas schwer mit der Frage. Ob ein Transfer „richtig“ ist, kann man doch eigentlich immer erst im Nachhinein sagen. Bin ich der Meinung, dass die Eintracht den Kauf des Engländers priorisieren sollte? Nein. Das ist aber kein Argument gegen McAtee, sondern mehr eines für Doan. Selbst wenn die Eintracht mit Hugo Ekitiké richtig Asche macht, bin ich mir nicht so sicher, ob sie sich noch zwei oder drei 20-Millionen-Transfers leisten kann. Doan hätte bei mir deshalb Priorität, weil er eine Sofort-Verstärkung ist. Der Mann hat bewiesen, dass er Bundesliga kann. Er würde die SGE direkt besser machen. Bei McAtee wäre das erst in einem Jahr der Fall. Wenn überhaupt. Da gibt es einfach mehr Fragezeichen als bei Doan.

Daniel Schmitt: So pessimistisch wäre ich da nicht. Der Junge kann was, das hat er bei der U21-EM eindrucksvoll bewiesen. Feine Technik, gutes Spielverständnis, Riesenpotenzial – alles Dinge, die für einen Transfer sprechen. Auch ist Deutschland nicht England, was wohl gleichzeitig bedeutet, dass die Bundesliga nicht die Premier League ist. Soll heißen: Ich traue ihm hierzulande den Durchbruch zu, sogar schnell. Ob ich nun 20 Millionen plus X raushauen würde oder es wichtigere Baustellen gibt? Vermutlich. Ob ich gute Fußballer gerne im Eintracht-Trikot sehe? Ganz sicher. Also her damit. Koste es, was es wolle. Einfach mal in den Fußball-Manager-Modus schalten. Soll der Finanzvorstand sich doch mit den Folgen auseinandersetzen. Zugegeben: Für realistisch halte ich eine McAtee-Verpflichtung nicht.

Ron Ulrich: Mit 20 Millionen kommt man bei McAtee wohl nicht aus. Zudem sind Engländer ja per se noch ein anderes Gehaltsniveau gewöhnt. Doch wie sagten die Omas immer so schön: „Wer billig kauft, kauft zwei Mal.“ Wenn nur irgendeine (finanzielle) Möglichkeit bestünde, McAtee zu holen, würde die Eintracht gleich vier Fliegen mit einer Klappe schlagen: ein potenzieller Nachfolger für Mario Götze, eine Soforthilfe für die Außen, ein Mann mit Zukunft als Kapitän der englischen Nationalelf (und damit wie man so schön sagt: Weiterverkaufswert) – und ein schöner Gruß aus der (Transfer-)Küche nach Dortmund. Es sei schließlich noch mal an die Worte von Aki Watzke zum Transfergerangel mit der Eintracht um Jobe Bellingham erinnert: „Ich glaube nicht, dass Jobe Bellingham auch nur einen Tag vergessen hatte, wer der größere Klub ist. Und wer der erfolgreichere in den letzten Jahren war.“

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Zieht es Markus Krösche zu den Bayern?

Ron Ulrich: In diesem Sommer würde ich das komplett ausschließen, im nächsten auch nicht als zwingend erachten. Der Manager-Job bei den Bayern ist zurzeit ähnlich undankbar wie jener des Pressesprechers von Jens Spahn. Natürlich hat Max Eberl bislang nicht die beste Figur abgegeben, doch er soll sparen und trotzdem richtig Geld ausgeben, er soll in Ruhe Deals einfädeln, während alle anderen losplaudern, er soll entschieden auftreten, obwohl er angezählt wird – ich halte Krösche für zu smart, um sich dieser Schlangengrube aktuell auszusetzen. Er würde wenn überhaupt wohl Bedingungen formulieren und seinen Stab mitbringen. Klar ist auch, dass er in München nie so autark schalten könnte wie in Frankfurt – oder in der Premier League.

Gerald Schäfer: Zieht es mich zur Sportschau? Heuert Ron bei der BBC an? Und gewinnt Daniel dann eben beim nächsten Mal den Eurojackpot? Vielleicht irgendwann mal, aber es deutet derzeit eben nichts darauf hin, was mir vor allem für Daniel leidtut. Mal im Ernst: Dass die Bayern irgendwo diverse Listen liegen haben, auf der interessante Namen von Trainern, Managern und Spielern stehen, das sollte man bei einem professionell geführten Verein erwarten können. Und wenn auf der Manager-Liste nicht auch der Name von Krösche steht, mache ich mir ernsthaft Sorgen um die Bayern-Verantwortlichen. Alles andere, was da in den vergangenen Tagen spekuliert wurde, halte ich ehrlich gesagt für wenig seriös.

Daniel Schmitt: Danke, endlich sagen es mal zwei. Was soll dieses Thema? Bayern-Chaos hin, Eberl-Demontage her. Da kann Super-Mario Basler plaudern, was er will. Im Gegenteil: Ich finde es absurd und bezeichnend für dieses völlig außer Rand und Band geratene Fußball-Transfer-Experten-Gehabe, dass zum jetzigen Zeitpunkt über so was überhaupt geschrieben wird. Insofern: Danke und Ende!

Das neue Trikot ist da. Gefällt’s?

Daniel Schmitt: Mir gefällt’s. Kaufen würde ich es trotzdem nicht, der journalistischen Distanz wegen. Und diese Preise, ein Wahnsinn, nicht nur bei der Eintracht, aber eben auch. Pfft, sollen Opa und Oma unserem Kleinen doch das Trikot zum Geburtstag schenken. Die suchen ja immer was, gern geschehen.

Gerald Schäfer: Ich muss ja zugeben, dass ich das Marlboro-Trikot aus der Vorsaison eigentlich ganz schnittig fand. Das habe ich irgendwie ins Herz geschlossen. Dass mir das mit dem neuen Heim-Jersey auch passiert, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich komme einfach nicht auf diese seltsame Schulterpartie mit dem noch seltsameren Kragen klar. Ich mag meine Mode wie mein Gemüt: schlicht. Ich trage aber auch seit 20 Jahren dieselbe Jeans, bin also wahrscheinlich einfach der falsche Ansprechpartner. Vielleich bitte ich Kevin Trapp mal um ne Nachhilfe-Stunde.

Ron Ulrich: Im Vergleich zum Vorjahr ist designtechnisch alles ein Fortschritt. Im Prinzip ist es auch löblich, ein paar Retro-Elemente aus den achtziger Jahren einzubringen. In dem Fall nur ein Wunsch: Ich finde das Auswärtsstrikot von 1985 (siehe unten) überragend und würde mir eine schlichte Wiederauflage vom Ausrüster wünschen. Das wäre das beste Trikot des Jahres. Und wenn schon denn schon: auch wieder von Ralf Falkenmayer in dieser Pose und mit diesen Hosen präsentieren lassen!!! Besser geht’s nicht.


Ralf Falkenmayer im Trikot der Eintracht 1985.
Bild © Imago Images




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