AUDIO: „Der Salzpfad“: Wandern, um nicht obdachlos zu sein (3 Min)
Stand: 16.07.2025 07:02 Uhr
Wie authentisch ist Raynor Winns Roman wirklich? Vorwürfe gegen die britische Autorin werden laut. Ausgerechnet diese Woche kommt die Verfilmung ihres Buchdebüts „Der Salzpfad“ in die deutschen Kinos.
Am 30. Mai 2025 feierte die Verfilmung der gleichnamigen Reiseerzählung „The Salt Path“ (dt.: „Der Salzpfad“) im Vereinigten Königreich seinen Kinostart. Nun wirft die britische Zeitung „The Observer“ der Autorin Raynor Winn vor, die aufgearbeiteten eigenen Erfahrungen seien zumindest teilweise erfunden. In England wird seitdem heftig diskutiert über die Authentizität des enorm erfolgreichen Bestsellers und den weiteren Umgang mit Winn.
Sie wandern, um nicht obdachlos zu sein
Fünf Tage Zeit, um alles einzupacken und zu Geld zu machen. Fünf Tage Zeit, um die Scherbenhaufen einer Existenz, eines Lebens zusammenzukehren. Das mittelalte Paar Raynor und Moth versucht das Beste daraus zu machen. Ihr Haus haben sie durch eine dubiose Investition verloren, die beiden stehen vor dem finanziellen Ruin. Moth hat die niederschmetternde Diagnose einer unheilbaren Nervenerkrankung bekommen. Von Obdachlosigkeit und Krankheit gezeichnet, fangen sie an zu laufen, den South West Coast Path entlang der Südwestküste Englands.
Wie viele Kilometer sind es. Zirka 800? – Das sind mehr als 950. Wollen wir los? – Mein Terminkalender ist leer.
Filmszene
40 Pfund pro Woche und der Natur ausgesetzt
Die Entscheidung zu Wandern kommt nicht durch die Lust an Bewegung – es ist die pure Verzweiflung, gepaart mit Hoffnung. Sie haben 40 Pfund pro Woche für Unterkunft und Verpflegung, sie schlagen ihr Zelt da auf, wo sie glauben, für die Nacht einen sicheren Ort gefunden zu haben. Mal auf Privatgelände, mal zu nah an der Wasserlinie, so dass die Flut fast alles wegspült, mal in malerischer Kulisse, die an Urlaubsreisen erinnert – nur, dass es eben keine ist. Unterwegs treffen sie Menschen, die genauso vielfältig sind wie die Natur: pöbelnde Snobs, Mit-Wanderer oder hilfsbereite Menschen, die ihre Notsituation erkennen.
Was kosten ihre Teigtaschen? – Tut mir leid die Küche hat schon zu. – Bitte sagen sie das nicht. Die sehen so lecker aus. Oh man wie die riechen. Die rufen mich. Das ist kein Witz. Iss mich, hören Sie das? Iss mich. Hören sie genau hin. – Geht leider nicht. – Könnten sie unsere Wasserflaschen auffüllen? – Ja klar. – Das ist nett. – Warten sie ganz kurz draußen bis die Chefin weg ist. – Die werfen sie eh nur weg. – Danke.
Filmszene
Zu glamourös für einen Selbstfindungstrip
Das Kino ist voll mit Wander-Mediations-Selbstfindungsfilmen, so etwa der Jakobsweg wie in „Ich bin dann mal weg“ oder der Pacific Crest Trail im Westen der USA wie in „Wild – der große Trip“. In „Der Salzpfad“ ist es Englands längster Fernwanderweg. Nur ist die Motivation eben keine Selbstfindung, sondern dem Überlebenstrieb geschuldet. Anfänglich zumindest, denn natürlich hat das Laufen auch hier eine kathartische Wirkung. Dabei kann sich der Film unter der Regie von Marianne Elliot nicht entscheiden, was er sein will: eine Huldigung der wunderschönen, zerklüfteten Landschaft oder ein moderner Pilgerfilm. Gillian Anderson in der Hauptrolle als Raynor kommt eine Spur zu glamourös daher für die strapaziöse Wanderung, die sich zwischendurch immer wieder in kitschigen Momenten verliert.
Vorwürfe gegen die Autorin: Wie real ist die „wahre Geschichte“?
Und dann sind da noch die Vorwürfe gegen die Romanautorin, sie habe ihrer überwiegend weiblichen Leserschaft einen Wanderbären aufgebunden und die als autobiographisch verkaufte Geschichte stark von ihren eigenen Erfahrungen abweichen lassen. Vorwürfe, die man bei einem Film wie „Der Salzpfad“ getrost ignorieren kann, denn genauso holprig wie der Weg an sich ist leider auch der Film. Ungeachtet der Vorwürfe gegen seine Autorin.
Der Kinojahrgang 2025 bietet gute Filme! Mit dabei sind „Avatar 3“, „Wicked 2“ und „Superman“, außerdem gibt’s „Das Kanu des Manitu“ und „Amrum“ von Fatih Akin.
Der Film des Regieduos Lena Vurma und Thor Klein stellt eine außergewöhnliche Surrealistin vor.
Herfurth ist ein authentischer Film gelungen, der von Selbstliebe, Leistungs- und Körperdruck und Akzeptanz handelt. Er läuft am 14. Juli im Ersten.
Der Salzpfad
Genre:
Drama
Biografie
Produktionsjahr:
2023/2024
Produktionsland:
Vereinigtes Königreich
Zusatzinfo:
Gillian Anderson: Raynor Winn, Jason Isaacs: Moth Winn
Regie:
Marianne Elliott
Länge:
115 min
Kinostart:
17.07.2025