Frauen-EM: Woran liegt das Fehlschuss-Festival vom Elfmeterpunkt?

Stand: 19.07.2025 22:44 Uhr

Die Elfmeter-Schützinnen sind bei der Frauen-EM 2025 bislang mehrheitlich gescheitert. Besonders im Viertelfinale ging kaum ein Versuch ins Tor. Woran liegt die extreme Erfolgslosigkeit vom Punkt?

Die deutsche Co-Kapitänin Sjoeke Nüsken ist die letzte in einer ganzen Reihe von Spielerinnen bei dieser Europameisterschaft, die den Ball vom Punkt nicht im gegnerischen Tor unterbrachte. Im Viertelfinale gegen Frankreich verschoss sie in der 69. Minute einen Strafstoß.

Selbst eine Weltfußballerin wie Alexia Putellas brachte ihren Elfmeter nicht im Tor unter. Kurz vor dem Ende des EM-Viertelfinals gegen die Schweiz (2:0) platzierte die Spanierin ihren Strafstoß viel zu zentral, sodass die gegnerische Torhüterin Livia Peng keine große Mühe hatte, ihren Schuss zu parieren.

Bonmatis Erkläransatz: Müdigkeit und Druck

Putellas Fehlversuch spielte keine große Rolle mehr, die Spanierinnen standen zu diesem Zeitpunkt schon fast mit zwei Beinen im Finale. Aber bereits viel früher im Spiel hatte ihre Teamkollegin Mariona Caldentey einen Elfmeter verschossen und somit dafür gesorgt, dass die Favoritinnen mit der Schweiz doch deutlich mehr Probleme hatten als zuvor angenommen.

Aitana Bonmati hatte Verständnis für ihre Mitspielerinnen. „Das sind schwierige Momente, wir haben schon viele Spiele gespielt und sind müde“, sagte die zweimalige Weltfußballerin im Sportschau-Interview. Dazu komme noch der Druck durch die gegnerischen Fans.

ARD-Expertin Schult: „Ich würde das nicht generalisieren“

Die beiden Spanierinnen reihten sich jedenfalls ein in eine lange Liste von Fehlschützinnen bei der EM 2025. Sage und schreibe 14 von 26 Versuchen führten bislang nicht zum Tor. Heißt im Umkehrschluss: Weniger als die Hälfte – genauer gesagt: nur 46 Prozent – gingen rein. Ein Wert, der signifikant vom Normal-Niveau abweicht. Denn eigentlich liegt der leicht schwankende Wert für einen verwandelten Elfmeter zwischen 75 und 80 Prozent.

Es ist auffällig, wie viele Elfmeter verschossen werden.

Sportschau-Expertin Almuth Schult warnt davor, den negativen Wert der EM 2025 zu verallgemeinern. „Ich würde das nicht auf den Frauenfußball generalisieren“, sagte die 34-Jährige – gestand aber gleichzeitig ein: „Es ist auffällig, wie viele Elfmeter verschossen werden.“

In der Vergangenheit, so Schult weiter, sei es auch schon anders gewesen. „Wir haben schon Turniere gesehen, wo bis zum achten Elfmeter kein einziger gehalten wurde.“

Doch woran liegt die Häufung an Fehlversuchen beim Turnier in der Schweiz? Die frühere Keeperin hat einen Erklärungsansatz: „Die Torhüterinnen warten sehr lange und machen es den Schützinnen so schwer, sie auszugucken“, so die ARD-Expertin. Von Putellas Elfmeter war sie indes überrascht. „Von einer Weltfußballerin würde man erwarten, dass sie nicht ganz so torwartfreundlich schießt“, sagte Schult.

Auch Norwegen-Star Hegerberg scheiterte zweimal vom Punkt

Putellas und Co. befinden sich in bester Gesellschaft. Bei Norwegen etwa scheiterte die erfahrene Top-Stürmerin Ada Hegerberg zweimal vom Punkt, unter anderem in der Runde der letzten Acht beim EM-Aus der Skandinavierinnen gegen Italien (1:2).

Das Viertelfinale zwischen England und Schweden, das 3:2 für die Britinnen endete, ging sogar in die Geschichtsbücher ein: Denn von 14 Elfmetern fanden nur fünf den Weg ins Tor – ganze neun wurden verschossen. Das hatte es bei einer Fußball-EM der Frauen zuvor noch nie gegeben.

13 der 14 Fehlversuche im Viertelfinale

Fakt ist auch: 13 der 14 bisherigen Fehlversuche bei der EM 2025 gab es im Viertelfinale, für die Gruppenphase ist lediglich Hegerbergs Fehlversuch gegen die Schweiz (2:1) notiert. Das legt nahe, dass der Druck der K.o.-Runde eine wichtige Rolle spielt.

Im Gruppenspiel gegen Dänemark hatte Nüsken beim 2:1 gegen Dänemark noch verwandelt. 

Auf jeden Fall bleibt es spannend, ob die Viertelfinals lediglich einen kuriosen und bemerkenswerten Ausreißer darstellen. Oder womöglich sogar ein negativer Trend sind.

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