Düsseldorf – Erst war es nur ein Sommerferien-Zoff zwischen Bayern und Nordrhein-Westfalen. Jetzt ledern aber auch andere Bundesländer gegen die Ferien-Sonderregel, die Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) für sein Land in Anspruch nimmt.
Darum dreht sich der Streit: Weil die großen Ferien in Bayern (und in Baden-Württemberg) seit Jahrzehnten jedes Jahr von Anfang August bis Mitte September dauern, die anderen Länder aber rotierende Termine haben, hatte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (59, CDU) eine Neuregelung ins Gespräch gebracht.
▶︎Ihr Argument: NRW hätte auch gern mal einen späteren Ferienstart. Die Begründung des Freistaats, die Ferienzeit könne nicht verschoben werden, weil die Schulkinder in Bayern in den Ferien bei der Ernte helfen müssten, ziehe nicht mehr.
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Die NRW-Ministerin weist darauf hin, dass die aktuelle Regelung nur noch bis 2030 gilt: „Die Gespräche über die Zeit danach haben in der Bildungsministerkonferenz (KMK) gerade erst begonnen. Dabei gebe ich der bayerischen Kollegin den freundlichen Hinweis, dass wir uns eine gleichberechtigte Regelung für alle Länder wünschen.“
Ferien-Gleichberechtigung gefordert
Beistand kam von der SPD-Opposition im NRW-Landtag. Fraktionschef Jochen Ott (51) sagte: „Selbstverständlich müssen die Ferientermine verhandelt werden!“ Aus dem Süden kassiert NRW allerdings eine harsche Abfuhr. Söder (CSU) kategorisch: Der Ferienrhythmus sei „sozusagen fest in der DNA der Bayern drin“. Und damit basta!
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) will sich von NRW nicht in die Schulferien-Regelung hineinreden lassen
Auch in Baden-Württemberg zeigt man sich unnachgiebig: Man sehe keinen Grund, an den bis 2030 festgelegten Ferienterminen etwas zu ändern, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (77, Grüne). Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) äußerte sich auf BILD-Anfrage diplomatischer: „Es ist Sache der KMK und der Länder, hier eine zeitgemäße Lösung zu finden.“ Damit deutet sie zumindest an, dass die aktuelle Situation nicht zeitgemäß ist …
Bundesbildungsministerin Karin Prien (60, CDU) hofft auf eine zeitgemäße Lösung
Aus vielen Bundesländern kommen deutlichere Worte – die Ferien-Extrawurst für Bayern und Baden-Württemberg stößt auf Widerstand!
► Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris (47, SPD) hält nichts von Sonderregelungen für einzelne Bundesländer und setzt sich für gemeinsame, einvernehmliche Regelungen für alle Länder ein. Ein Sprecher der Senatorin sagte: „Insofern unterstützt sie die Initiative aus NRW.“
„Regelung aus einem anderen Jahrhundert“
► Auch die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag stellte sich auf die NRW-Seite! Fraktionschef Andreas Bühl (38) sprach von einer Schulferien-Regelung „aus einem anderen Jahrhundert.“ Er regt eine flexiblere Gestaltung der Sommerferienregelung unter den Bundesländern an.
► Sven Teuber (42, SPD), Bildungsminister von Rheinland-Pfalz, sagte BILD: „Wir stehen der Initiative aus Nordrhein-Westfalen offen gegenüber. In der Bildungsministerkonferenz braucht es dafür konstruktive und gemeinsame Lösungen – auch von den Ländern, die sich bisher wenig beweglich zeigen. Sommerferien sind kein Länderprivileg, sondern Teil verlässlicher Lebensplanung für alle Familien – und zwar bundesweit.“
Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (39, Grüne) findet die Sonderregel „unbefriedigend“
► Kritik kommt auch aus Niedersachsen. Ein Sprecher von Ministerin Julia Willie Hamburg (39, Grüne): „Das empfinden auch wir als unbefriedigend“. Warum die beiden südlichen Länder sich nicht am rollierenden System der Sommerferien beteiligen, müssten diese selbst hinterfragen. Und: „Grundsätzlich dürfte eine von allen Ländern gemeinsame getragene Regelung eine breitere Zustimmung – auch in der Bevölkerung – haben.“
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► Sachsens Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) sagte BILD: „Sachsen ist dieses Jahr im Ländervergleich relativ früh dran, das hat auch seine Vorteile. Dennoch werden wir über die Ferienregelung ab 2030 diskutieren müssen und auch über den Sonderstatus von Bayern und Baden-Württemberg.“
► Für Mecklenburg-Vorpommern (hat den Vorsitz der Kultusministerkonferenz) sagt Staatssekretär Tom Scheidung (50, Linke), Ende dieses Jahres werde über eine Regelung verhandelt, mit der alle Länder leben können. Er gehe von zielführenden Gesprächen in der KMK aus, „in denen sich alle Länder gleichermaßen wiederfinden.“