Alexander Zverev sorgte mit seinen offenen Worten über Einsamkeit und Selbstzweifel für Aufsehen. Nun ist Andrea Petkovic ihrem Ex-Kollegen zur Seite gesprungen und hat die Strukturen im Tennis kritisiert.
Andrea Petkovic und Alexander Zverev bei einem gemeinsamen Spiel im Jahr 2017.
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00:34 Min.|11.07.25
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Nach seinem Erstrundenaus in Wimbledon hatte Tennisprofi Alexander Zverev tief in sein Seelenleben blicken lassen. „Ich habe mich noch nie so leer gefühlt. Mir fehlt der Spaß an allem, was ich tue“, so Zeverev auf der anschließenden Pressekonferenz. Er müsse wieder sich selber finden und verstehen, was ihm im Leben Spaß bereite.
Die Darmstädterin Andrea Petkovic hatte seinerzeit umgehend Verständnis geäußert und von eigenen Selbstzweifeln im Tennisleben im Alter von 28 Jahren berichtet. Nun hat die Ex-Spielerin in einem langen Beitrag in der Zeit auch die Strukturen im Tennis kritisiert. Es herrsche ein „toxischer Mechanismus, der Talente zermalmt“, schreibt sie. Bei Tennisspielern werde jede Reibung vermieden, damit die Leistung stimmt. „Merke, die Leistung muss immer stimmen!“
Talente finden keine Freunde
Bis zu 30 Wochen im Jahr sind die Tennisspielerinnen und -spieler unterwegs – und dies schon von einem frühen Alter an. Die heranwachsenden Talente haben so wenig Möglichkeiten, sich außerhalb des Platzes auszuleben. Mitunter würden sie für den Sport auch von der Schule genommen, berichtet Petkovic: „Die chaotische Freiheit der Jugendzeit wird bei ihnen durch Struktur und Disziplin ersetzt. Sie wissen stets, was sie wann und wo zu tun haben.“ Auf der Tour seien die Akteure dann aber nur von Kontrahenten oder Angestellten umgeben.
„Je erfolgreicher der Tennisspieler wird, desto mehr mutieren die Angestellten zu Ja-Sagern, die Angst haben, ihren Job zu verlieren“, führt Petkovic aus. Die Mauer aus Agenten, Managern, Trainern und medizinischem Personal führe zu einer sozialen Isolation. „Je jünger Tennisspielerinnen und Tennisspieler sind, wenn sie erfolgreich werden, desto weniger Freunde haben sie.“
Selbstkritik an Petkovic‘ Generation
Vor Zverev hatten sich bereits andere Spielerinnen und Spieler zu mentalen Problemen öffentlich geäußert. Naomi Osaka hatte beispielsweise 2021 alle verpflichtenden Pressekonferenzen abgesagt – für den Schutz ihrer mentalen Gesundheit. Auch Amanda Anisimova oder Carlos Alcaraz gaben Einblicke in ihr Seelenleben.
Für Petkovic sind dies Beispiele einer mutigen neuen Generation – während ihre Generation zu lange Leiden still ertragen habe. „Es ist nicht allein die Schuld des Systems. Es ist auch die Schuld der Generation, die davor kam, die Schuld meiner Generation. Für all die Jahre, in denen der Status Quo verteidigt wurde, als wäre er verteidigungswürdig“, schreibt Petkovic weiter. Die nächsten Spielerinnen und Spieler hätten aber fürs Erste genug, schließt die Hessin ihren Beitrag.