Selina Cerci bei Frauen-EM – Familie fiebert mit

Das Popcorn steht bereit, die Trikots sitzen, die Daumen sind gedrückt: Während ihre Tochter und Schwester in der Schweiz die große Fußballbühne erobert, blicken Sandra, Marc und Paula in der Nähe von Rendsburg gebannt auf den Fernseher.


Sandra (v. l.), Paula und Marc aus der Nähe von Rendsburg drücken ihrer Tochter und Schwester Selina Cerci für die Fußball-Europameisterschaft der Frauen die Daumen.
Foto: Daniel Sahler

Icon MaximizeIcon Lightbox Maximize

SchliessenX ZeichenKleines Zeichen welches ein X symbolisiert

„Hoffentlich bekommt sie heute mehr Einsatzzeit. Sie ist heiß, sie will zocken“, sagt Stiefvater Marc. Die Rede ist von Selina Cerci. Die 25-Jährige ist deutsche Nationalspielerin und Teil des aktuellen EM-Kaders. Dass es so weit gekommen ist, ist das Ergebnis jeder Menge Talent und einiger glücklicher Fügungen.

Ihre Karriere begann 2004 auf dem Fußballplatz in Altenholz, erinnert sich Mutter Sandra. Eigentlich sollte nur ihr Bruder zum Probetraining, aber ohne Selina wollte er nicht. Also begleitete ihn die damals Vierjährige – und sofort packte sie das Fußballfieber. Während ihr Bruder nach zwei Wochen das Interesse verloren habe, blieb Selina Cerci am Ball.


Selina Cerci steht im EM-Kader der deutschen Fußballnationalmannschaft.
Foto: Imago/Sports Press Photo

Icon MaximizeIcon Lightbox Maximize

SchliessenX ZeichenKleines Zeichen welches ein X symbolisiert

Als Juniorin stellte sie ihr Talent zunächst beim SV Friedrichsort und anschließend bei Holstein Kiel unter Beweis. 2015, als Mitglied der Landesauswahl, sei Cerci dann bei der Deutschen Meisterschaft in Duisburg ein Wechsel zum Magdeburger FFC nahegelegt worden – in die B-Juniorinnen-Bundesliga – und auf das dortige Sportinternat. Ein großer Schritt für die Familie. Zwischen ihrem damaligen Wohnort Kiel und Madgeburg liegen immerhin fast 400 Kilometer und Selina Cerci war zu diesem Zeitpunkt erst 15 Jahre alt. „Da kommt man als Mutter schon ins Grübeln“, sagt Sandra. Aber dem Glück ihrer Tochter im Weg stehen, wollte sie auch nicht.

„Ein Leben in München ist nicht günstig.“

Marc

Stiefvater von Selina Cerci

In der Anfangszeit übernahm Marc das Management seiner Stieftochter. Und da er der festen Überzeugung war, dass aus ihr eine Profisportlerin werden kann, klopfte er im Hintergrund bei anderen Vereinen an. So kam es 2017 zum nächsten großen Umzug für Cerci – von Magdeburg nach München. Dort spielte sie für die zweite Mannschaft des FC Bayern, jedoch weiterhin als Amateurin. Die Karriere der Tochter sei so irgendwann auch zur finanziellen Belastungsprobe für die Eltern geworden, denn „ein Leben in München ist nicht günstig“, sagt Marc.

Mit etwas Glück zum Profivertrag

Eine glückliche Fügung habe schließlich Abhilfe geschaffen: Die damalige Trainerin des Erstligisten Werder Bremen kannte Cerci aus ihrer Zeit bei Bayern München. Und so habe man ihr 2018 einen Profivertrag angeboten. Endlich zahlte sich all die Mühe aus. Stiefvater Marc überlies das Management ab dann ebenfalls einem Profi.

Nach weiteren Wechseln zum 1. FFC Turbine Potsdam (2020-2022) und zum 1. FC Köln (2022-2024) steht Selina Cerci heute bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag. 16 Tore schoss sie in der vergangenen Saison und sicherte sich damit die Torjägerkanone der 1. Frauen-Bundesliga. Nebenbei mischt sie seit 2022 auch immer wieder in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft mit – wie aktuell bei der Europameisterschaft in der Schweiz.

Familie versucht, so oft wie möglich dabei zu sein

So viel Zeit wie früher können sie heute nicht mehr mit ihrer Tochter verbringen. Sandra und Marc nutzen aber jede Gelegenheit, bei Spielen dabei zu sein. „Auch wenn wir immer nur kurz sprechen können, wissen wir, wie viel Kraft es Selina gibt, wenn wir da sind und sie anfeuern“, sagt Mutter Sandra. „Und für uns ist es vor Ort natürlich auch viel aufregender als vor dem Fernseher. Da kochen die Emotionen hoch – voller Stolz“, ergänzt Marc.

Bei der EM waren Selina Cerci bisher nur fünf Minuten Spielzeit vergönnt. Ihre Familie hofft, dass sich das am Samstag, 12. Juli, ab 21 Uhr im letzten Vorrundenspiel gegen Schweden endlich ändert. Denn dann werden sie wieder auf der Tribüne sitzen, um ihre talentierte Tochter und Schwester anzufeuern.

Schreibe einen Kommentar