Technische Störung und Mitarbeiter-Protest zum Ferienstart

Düsseldorf. Beschäftigte der Flugabfertigung haben zum Start der Sommerferien mit einer Mahnwache am Flughafen demonstriert. Zudem gab es Störungen bei Eurowings.

Passagiere von Eurowings mussten am frühen Freitagmorgen (11. Juli) am Flughafen Düsseldorf ausgerechnet zum Start in die Sommerferien viel Geduld mitbringen. Denn am Check-In-Schalter der Fluggesellschaft sorgte eine technische Störung dafür, dass die Gepäckständer stillstanden, wie zunächst der WDR berichtete und eine Flughafensprecherin auf Nachfrage der NRZ am Freitagmittag bestätigte. Demnach kam es „für rund eine halbe Stunde zu einer Beeinträchtigung der Gepäckabfertigung“. Die Gepäckbandanlage musste neu gestartet werden, läuft aber seit 6.15 Uhr wieder reibungslos, so die Sprecherin weiter.

Durch die Störung haben etwa 80 bis 100 Fluggäste ihren Flieger in den Urlaub verpasst und mussten umbuchen. Bis etwa 9 Uhr bildeten sich daher vor dem Info-Schalter von Eurowings zumindest kleine Schlangen.

Wenige Meter weiter sorgten zeitgleich rund 100 Beschäftigte des Unternehmens „Aviapartner“ mit gelben Warnwesten bekleidet und einem großen Transparent am Freitagmorgen in der bereits gut gefüllten Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens für Aufsehen. Zahlreiche Fluggäste, die pünktlich zum Start in die diesjährigen Sommerferien in den Urlaub starten wollten, staunten nicht schlecht, als sich die Beschäftigten der Firma, die seit Jahren für die Flugabfertigung am Airport zuständig ist, um 9 Uhr in der Abflugebene B versammelten.

Flughafen Düsseldorf: Verdi protestiert gegen drohenden Stellenabbau bei Aviapartner

Der Grund für die Versammlung: Die Beschäftigten von Aviapartner protestierten mit einer zweistündigen Mahnwache gegen einen drohenden Stellenabbau. „Das ist hier heute kein Streik“, betonte Andrej Bill, zuständiger Gewerkschaftssekretär beim Kreisverband Düssel-Rhein-Wupper der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und beruhigte damit einige schaulustige Fluggäste, die sich den Protest in der Abflughalle aus nächster Nähe anschauten.

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Hintergrund der Mahnwache ist das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung, das bei der Firma Aviapartner seit dem 12. Juni läuft. Zwar werden Passagiere und Gepäck weiterhin von den Beschäftigten am Flughafen Düsseldorf abgefertigt, Löhne der rund 320 Mitarbeitenden seien jedoch nur durch das Insolvenzgeld für die kommenden drei Monate gesichert, wie es in einer Mitteilung Ende Juni hieß. Wie es anschließend mit den zahlreichen Flugabfertigern am Airport in der NRW-Landeshauptstadt weitergeht, ist unklar.

Verdi-Sekretär: „Vor drei Jahren begann das Drama am Flughafen“

Im Jahr 2023 verlor Aviapartner seine Lizenz für die Bodenabfertigung am Düsseldorfer Flughafen. Seitdem arbeitet das traditionsreiche Unternehmen nur noch als Subunternehmer eines weiteren Flughafen-Dienstleisters, der Firma AAS. Gleichzeitig führt die Firma einen Rechtsstreit gegen die umstrittene Praxis der Lizenzvergabe alle sieben Jahre durch das Verkehrsministerium des Landes NRW. „Vor drei Jahren hat das Drama für die vielen Beschäftigten durch die Entscheidung des Ministeriums begonnen“, schimpft Verdi-Gewerkschaftssekretär Bill.

Seit dem Verlust der Lizenz seien immer mehr Beschäftigte gegangen, bei der verbliebenen Belegschaft lasse die Arbeitsmoral angesichts der laufenden Insolvenz immer mehr nach. „Die Mitarbeitenden hier sind durch die Insolvenz und die neue Lizenzvergabe durch das Land in soziale Unsicherheiten gestürzt worden. Und es gibt bis heute keine Pläne für den Betriebsübergang, noch was nach den drei Monaten mit den Beschäftigten passiert“, kritisiert Andrej Bill das Landesverkehrsministerium, das für die Lizenzvergabe zuständig ist sowie die Verantwortlichen beim Flughafen. „Die Kollegen, die hier bei der Mahnwache stehen, sind größtenteils Veteranen in der Flugabfertigung am Airport Düsseldorf. Es ist ein Skandal, wie mit ihnen umgegangen wird.“

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Laut Verdi-Mann Andrej Bill habe die Hauptzentrale von Aviapartner in Brüssel offenbar die Reißleine gezogen, um keine weiteren Verluste in Düsseldorf tragen zu müssen. Denn gleichzeitig zu der mehr als angespannten Situation bei Aviapartner verschärfe sich der Wettbewerb durch Mitbewerber wie der Firma AAS. Zudem wirft Bill dem Land vor, für ein „Lizenzchaos“ am Flughafen zu sorgen. Denn AAS übernahm 2024 die Lizenz vom Unternehmen „Acciona“. Laut des Gewerkschaftssekretärs könne es sich dabei um einen Verstoß gegen Lizenzbedingungen handeln.

Zwar habe das Landesverkehrsministeriums im Lizenzstreit eine Entscheidung für Ende Juni angekündigt, passiert ist bislang noch nichts, kritisiert Bill. „Wir haben bereits Mitte Juli, die Sommerferien sind gestartet und die Beschäftigten wissen immer noch nicht, wie es mit ihnen weitergeht. Dabei hat das Ministerium diesen Stein erst ins Rollen gebracht.“ Deswegen fordere er nun langfristige und nachhaltige Lösungen für die Beschäftigten von Aviapartner.

Flughafen Düsseldorf rechnet mit 3,4 Millionen Passagieren in den Sommerferien

Trotz der Mahnwache der Beschäftigten blieb ein großes Chaos am Flughafen Düsseldorf zum Start in die Sommerferien trotz der technischen Störung bei Eurowings zumindest am Morgen aus. Zwar herrschte gegen 9 Uhr bereits reger Betrieb in der Abflughalle, lange Schlangen an den Check-In-Schaltern, den Sicherheitskontrollen und den Info-Ständen der Fluggesellschaften – abgesehen von Eurowings – bildeten sich jedoch nicht.

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Bis zum Ende der Sommerferien am 26. August werden am Düsseldorfer Flughafen rund 3,4 Millionen Fluggäste erwartet. Die meisten von ihnen werden auch dann von den Beschäftigten von Aviapartner abgefertigt. „Denn die Kolleginnen und Kollegen werden ihren Job trotz ihrer unsicheren Lage weiterhin machen. Und das wie immer sehr gut.“ Wie es künftig jedoch mit ihnen weitergehen wird, ist noch völlig unklar.

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