Sexismus gegen Fußballerin Alisha Lehmann – Nachrichten

Nur als Werbefigur im EM-Kader der Schweiz?

Das befeuerte die Diskussion, ob Lehmann ausschließlich aus sportlichen Gründen in die Nati berufen wurde – oder ob der Verband schlicht auf die Werbefigur nicht verzichten wollte. 

Die ehemalige deutsche Nationalspielerin und einstige Schweizer Nationaltrainerin Inka Grings hat dazu eine klare Meinung: „Sie ist ein guter Charakter“, sagte die 46-Jährige dem Redaktionsnetzwerk Deutschland über Lehmann. Und weiter:

„Von ihrer Art und ihrer Persönlichkeit passt sie sehr gut ins Team.“
Inka Grings, Schweizer Ex-Nationaltrainerin

„Gepaart mit ihren sportlichen Fähigkeiten ist für mich ihre Nominierung absolut nachvollziehbar“, so Grings.

Digitale Gewalt: Gegen Frauen „oft unter die Gürtellinie“

Tatsächlich geht es in vielen User-Kommentaren bei Social Media um mehr als um die sportliche Leistung. Lehmann wird im gleichen Moment auf ihr Äußerliches reduziert. Das sei typisch für digitale Gewalt gegen Frauen, sagt Josephine Ballon, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation HateAid, die sich für Menschenrechte im Internet einsetzt:

„Auch Männer bekommen digitale Gewalt ab. Aber bei Frauen geht es oft unter die Gürtellinie“, sagt sie dem WDR und verweist dabei auf Studien. „Dabei geht es oft um Aussehen, Sexualität oder auch Emotionalität. Ihnen wird die Leistung abgesprochen.“ Das betreffe nicht nur Profisportlerinnen, sondern genauso Ärztinnen, Politikerinnen und viele andere Frauen.

Die jährliche Leipziger Autoritarismus-Studie zeige: „Es gibt viele Menschen mit einer klaren Vorstellung davon, wie das Bild der Frau in der Gesellschaft zu sein hat“, sagt Ballon. „Eine erfolgreiche Frau in der Männerdomäne Fußball, die sich selbstbewusst präsentiert und dazu noch erfolgreiche Influencerin ist – damit tanzt Alisha Lehmann aus Sicht vieler Männer aus der Reihe.“ Das könnten viele nicht dulden und würden digital, oft anonym, gewalttätig.

„Es geht bei digitaler Gewalt darum, ein Exempel zu statuieren: Hört zu, was einer Frau passiert, die so ist! Macht das lieber nicht!“
Josephine Ballon, Geschäftsführerin HateAid

Die Folge, so Ballon: ein Silencing-Effekt, auch bekannt als Schweige-Effekt. Frauen oder auch andere Diskriminierte würden auf diese eingeschüchtert und sich in ihrem Auftreten und ihren Meinungen eher zurückhalten. 

Alisha Lehmann will sich nicht zum Schweigen bringen lassen. „Ich bin jemand, der nie aufgibt. Ich trainiere sehr hart und gebe alles dafür, dass ich schlussendlich aufgeboten werde“, sagte sie vor ihrer Nominierung für den EM-Kader. Mit Erfolg.

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